Plastik… Nein danke?
August 12, 2021

Der digitale CO2-Fussabdruck

Bei Vermeidung von CO2 werden Themen wie Flugzeuge, die Fleischindustrie und Autos häufig kritisiert. Dies sind jedoch nur einige Faktoren, die zu einem erhöhten CO2-Ausstoss führen. Ganz unterschätzt werden dabei CO2-Emissionen, die bei jeder Suchmaschinen-Anfrage, jedem gestreamten Film und jedem Klick ausgestossen werden. Für die Schweiz liegen keine genauen Daten vor, in Deutschland liegt der Ausstoss bei schätzungsweise 850 Kilogramm CO2 pro Person. Die Digitalisierung ist jedoch nicht generell schlecht – smarte Technologien können den digitalen Fussabdruck auch verringern.

In jeder Minute werden riesige Datenmengen generiert.

Die digitale Welt veränderte sich durch die Corona-Pandemie nachhaltig. Ob Homeoffice, Streaming von zu Hause oder Zoom-Workshops - das alltägliche Leben verlagerte sich vermehrt in die digitale Welt. Pro Minute werden also mehr Daten generiert als in den Jahren zuvor.

Seit 2018 stieg die Anzahl der Internetbenutzer signifikant. Einer Schätzung zufolge nutzten im Jahr 2018 3,9 Milliarden Menschen das Internet. 2020 stieg dieser Anteil auf 4,57 Milliarden, das entspricht 58 Prozent der Weltbevölkerung. In den kommenden Jahren wird dieser Wert weiter steigen. Ein bewusster und effizienter Umgang mit den Ressourcen wird demnach immer wichtiger.


CO2-Emissionen durch Suchmaschinen-Anfragen

Anfragen an Suchmaschinen verbrauchen relativ viel Energie. Um in kurzer Zeit Ergebnisse liefern zu können, werden tausende Server eingespannt. Schätzungen zufolge wird bei jeder Anfrage 0,3 Wattstunden Strom verbraucht. Das sieht zwar nach wenig aus, in der Summe wird jedoch eine enorme Menge Energie verbraucht. So gehen durchschnittlich pro Minute 3,8 Millionen Suchanfragen allein bei Google ein. Um den Einfluss auf die Umwelt abzufangen, hat sich Google dazu verpflichtet, 100 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien zu beziehen. Im Nachhaltigkeitsbericht aus dem Jahr 2018 gab das Unternehmen an, dass die Kohlenstoffintensität pro Ertragseinheit bereits um 87 Prozent gesenkt werden konnte.

Musik- und Video-Streaming

Der Energieverbrauch bei Streaming-Diensten, wie Netflix, Spotify und Co. ist enorm. Meist ist den Nutzern nicht einmal bewusst, wie viel CO2 durch die Streaming-Dienste ausgestossen wird. Mittlerweile machen Videoinhalte etwa 80 Prozent des Datenverkehrs in Telekommunikationsnetzen aus.

Damit die Videos auf Bildschirmen übertragen werden, müssen Daten auf Servern gelagert werden. Jährlich benötigen die Server zum Übertragen der Videos etwa 55 Terawattstunden. Die Rechenzentren müssen auf eine Temperatur von 25 Grad gekühlt werden, damit sie nicht überhitzen. So wird ein Drittel der Energie allein für die Kühlung der Server benötigt. Am klimafreundlichsten ist die Übertragung der Streams über das Glasfasernetz, dabei werden CO2-Emissionen von 2 Gramm pro Stunde ausgestossen. Im Gegensatz dazu stossen 5G-Mobilfunknetze 5 Gramm und 4G-Mobilfunknetze um die 13 Gramm pro Stunde CO2 aus.

Wie kann durch die Digitalisierung der digitale CO2 Fussabdruck verringert werden?

Die Digitalisierung beeinflusst nahezu jeden Aspekt des alltäglichen Lebens. Sie eröffnet neuartige Potenziale und kann beim Umweltschutz sogar hilfreich sein. So können Informationen besser in betriebliche Abläufe mit einbezogen werden und eine nachhaltige Entwicklung fördern.

Hier ein paar Beispiele für eine nachhaltige Verwendung digitaler Technologien:

  • Sharing Economy: Ob Car-Sharing-Systeme, Foodsharing-Dienste oder der Tausch/Verkauf von Textilien. Es liegt in der Natur des Menschen Besitztümer oder Dienste zu tauschen oder teilen. Die Digitalisierung hat diesen Prozess wesentlich vereinfacht. Durch die Vernetzung können Ressourcen schnell und einfach anderen Personen angeboten werden. Dadurch bewirkt die Sharing Economy einen bewussteren und sozialeren Konsum der vorhandenen Ressourcen und setzt sich gegen die Wegwerfmentalität ein.
  • Smart-Home: Smartes Wohnen wird immer populärer, sei es beim Strom- oder Heizungsverbrauch. Der Einsatz von smarten Anwendungen und Einrichtungen ermöglicht es unter anderem die Strom- und Heizungskosten im Blick zu behalten und den Verbrauch effizient zu regulieren.
  • CO2-Tracking: Die Apps können Verbraucher unterstützen klimafreundliche Entscheidungen zu treffen und ressourcenschonender zu leben. Ein gutes Beispiel dafür ist die App „rvolt“, dort kann der Benutzer seinen CO2-Verbrauch beobachten und Punkte für nachhaltiges Handeln sammeln. Die App schafft so bei Benutzern mehr Bewusstsein für persönliches Verhalten und den dadurch verursachten Emissionen.
  • 3D-Druck: Durch den Einsatz von 3D-Druckern kann die Produktion von individualisierten Produkten nachhaltiger gestaltet werden. Objekte können exakt an die jeweiligen Bedürfnisse des Verbrauchers angepasst werden – der Materialabfall wird somit deutlich reduziert. Viele Ersatzteile können On-Demand hergestellt werden, wodurch Kosten und CO2-Emissionen für Lagerung und Transport entfallen.
  • Grüne Suchmaschinen: Am einfachsten kann man Strom einsparen, indem man bekannte Webseiten direkt eingibt. Da dies in vielen Fällen nicht möglich ist, ist eine Alternative zu den gängigen Suchmaschinen sogenannte Grüne Suchmaschinen - beispielsweise Ecosia. Die Suchmaschine arbeitet CO2-neutral, zudem fliessen 80 Prozent des Einnahmeüberschusses in die Wiederaufforstung.

Die Digitalisierung hat unsere Gesellschaft verändert und erleichtert den Alltag in vielen Bereichen. Damit sich die Digitalisierung aber nicht negativ auf die Umwelt auswirkt, muss ein Umdenken stattfinden und nachhaltige Entwicklungen gefördert werden.